Kanoniere

Die Kanoniere des Bürger-Schützenvereins von 1567. Brakel e.V.

Der Bürger-Schützenverein Brakel ist seit 2014 im Besitz eines Nachbaus einer preußischen 3-pfündigen Feldkanone Modell Dieskau aus dem Jahre 1768.

Um das mit Böllerpulver zu ladende Vorderladergeschütz bedienen zu dürfen absolvierten 11 Schützenbrüder den staatlich anerkannten Grundlehrgang nach § 9 SprengG (auch Fachkundezeugnis genannt). Diese erkennt man an den gekreuzten Kanonen auf den Schulterklappen ihrer Schützenuniform.

Bei jedem Schützenfest wird der neue Schützenkönig nach der Proklamation mit drei Salutschüssen der Kanone geehrt und so den Brakeler Bürgern unüberhörbar die neue Regentschaft verkündet. Dazu wird das Geschütz mit 125g Böllerpulver und einer Vorlage (Korken) von 30g geladen.

Zusätzlich zur vereinseigenen Feldkanone wurden von einigen Kanonieren private Schaftböller, Handböller und Höhenböller beschafft, die unter anderem bei der Eröffnung des Karnevalsumzuges und des Annentages zum Einsatz kommen.

Geschichtliches

1.Das Böllerschießen

Die Geschichte des Böllerschießens lässt sich bis in das ausgehende 14. Jahrhundert zurückverfolgen. Die Idee aber, mit Schwarzpulver Krach zu machen, dürfte so alt sein wie die Entdeckung des Schwarzpulvers selbst. Das Böllern diente ursprünglich zur Abwehr von bösen Geistern, später brachte man mit Böllern Lebensfreude zum Ausdruck. Die Böllerschützen wurden immer dann auf den Plan gerufen, wenn es besondere Feste oder Ereignisse zu feiern gab. Je nachdem wurden nur einzelne Schüsse abgegeben oder gleich ganze Salven. Es galt als höchster Achtungserweis, wenn Könige zu Besuch kamen und mit Böllerschüssen begrüßt wurden.

2. Die dreipfündige Feldkanone

In Preußen bestand 1740 die Feldartillerie nur aus vier Kanonenkalibern 24-, 12-, 6- und 3-pfündig.

Als Geschosse dienten den Kanonen in erster Linie Vollkugeln aus Gusseisen. Die Kugeln lagerte man in den Zeughäusern zu Pyramiden aufgeschichtet. Der Kugeldurchmesser hieß das Kugelkaliber. Dieses war immer kleiner als das Rohrkaliber. Den Abstand zwischen beiden Kalibern nannte man Spielraum.

Eine 3-pfündige Kanone mit 6 Pferden kostete in Preußen um 1800 etwa 1542,- Taler.

Zum Vergleich: Die Durchschnittsmiete für zwei möblierte Zimmer inklusive Kost betrug damals ca. 100,- bis 120,- Taler im Jahr. Zu dieser Zeit erhielt man für jeweils 1,- Taler 25 Pfund Brot, 2 Pfund Tabak oder 2 Flaschen Champagner.

Wie wird man Kanonier und Böllerschütze?

Da Böller nicht als Waffen gelten und damit nicht unter das Waffengesetz fallen, greift an dieser Stelle in Deutschland das Sprengstoffgesetz.

Bevor ein Begeisterter sich offiziell Böllerschütze nennen darf, muss er eine Erlaubnis nach § 27 SprengG erlangen. Dazu muss der angehende Böllerschütze mindestens 21 Jahre alt sein und sich einer Überprüfung auf Zuverlässigkeit und persönliche Eignung unterziehen (bei uns durch den Kreis Höxter).

Mit der so erlangten Unbedenklichkeitsbescheinigung kann er dann an einem Fachkundelehrgang zum Umgang mit explosionsgefährlichen Stoffen teilnehmen. Nach bestandener schriftlicher Abschlussprüfung wird ihm das entsprechende Fachkundezeugnis ausgestellt.

Voraussetzung zur Erteilung der Erlaubnis nach § 27 SprengG durch den Kreis Höxter ist, dass ein „waffenrechtliches Bedürfnis“ besteht. Dieses wird durch die Tätigkeit als Kanonier im Bürger-Schützenverein Brakel nachgewiesen („Brauchtumspflege“). Alle 5 Jahre ist diese Erlaubnis erneut zu beantragen.

So wird sichergestellt, dass ein Kanonier und Böllerschütze für diese ehrenvolle, aber eben auch gefährliche Aufgabe wirklich geeignet ist!

Die Böllergeräte wie Kanonen, Hand- und Schaftböller müssen turnusmäßig alle fünf Jahre dem Beschussamt zur Nachprüfung/ Nachbeschuss vorgeführt werden.

Werbung in eigener Sache:

Wenn jetzt dein Interesse am Böller-Schießen geweckt wurde, zeigen dir die Kanoniere gerne bei einem „Schnupperböllern“ den Umgang mit Kanone, Schaftböller, Handböller und Höhenböller.

Melde dich dazu bitte bei deiner Zugführung die dann den Kontakt herstellt, oder spreche einen der Kanonier an.

Wir Kanoniere freuen uns auf dich!!!